Was ist eine Coretransformationsaufstellung?

 

Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd entwickelten seit den 1990er Jahren zahlreiche Formate der systemischen Strukturaufstellung mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten.

 

·         Was meinen sie mit Coretransformation? Welcher Kern soll gewandelt werden?

 

·         Oder geht es doch eher darum, dass eine Veränderung hin zum Kern begleitet wird?

 

·         Welche strukturellen Elemente werden in einer CTA definiert?

 

·         Ist die CTA einem anderen, grundlegende(re)n Aufstellungsformat ähnlich?

 

·         Wie kann CTA eingesetzt werden und Nutzen stiften?

 

Ein Seminar in München mit Matthias Varga von Kibéd im Juli 2019 hat hier für mich gute, erhellende Einführungsarbeit geleistet und auch in Übungen und Aufstellungen die CTA veranschaulicht. Der Begriff Coretransformation geht auf Spencer Brown zurück.

 

Die Coretransformationsaufstellung kann sowohl im beraterischen Kontext im Gespräch (CTA Rhythmus) angewendet werden als auch als Strukturaufstellung erfahren werden.

 

Coretransformationsaufstellungen können zur Transformation von ‚Glaubenssätzen‘, Glaubenssystemen in einem Menschen oder von Lebensgrundsätzen, die sich wandeln möchten, eingesetzt werden. Von Kibéd meint, Coretransformationsaufstellungen könnten ‚wie ein philosophisches Gedicht‘ wirken und auch bei Werteaufstellungen für Gruppen oder Großgruppen bzw. Organisationen Einsatz finden.

 

Sie ist in ihrer Struktur der Aufstellung des Ausgeblendeten Themas (AAT) ähnlich. Dabei werden Fokus, Offizielles Thema OT und Ausgeblendetes Thema AT (Das, worum es hier eventuell noch geht / Das, was hier dazugehört) sowie als gewählte Repräsentanten (sitzend) weitere Kontextfaktoren benannt. Alleine die Annahme eines ausgeblendeten Themas in einem offiziellen Thema kann schon Veränderung bringen.

 

CTA Rhythmus: Im Gespräch exploriert die Therapeutin/der Berater/ der Coach das Anliegen als Offfizielles Thema OT. Die Anliegenbringerin fokussiert auf dieses Anliegen (Perspektive). Dazu wird ein AT angenommen, also ein Ausgeblendetes Thema, etwas, das der Anliegenbringerin nicht als relevant für ihr Anliegen erscheinen oder bewusst sein mag. Dieses Ausgeblendete – „Das, was hier eventuell dazugehört“ kann auch als Gute Absicht 0, GA0, das Anliegen der Anliegenbringerin erweitern. Dann wird weitergefragt zu ‚Guter Absicht hinter dieser Guten Absicht‘ GA1 und dies mehrmals bis zur ‚Guten Absicht hinter all den Guten Absichten‘ GAΩ.

 

Wie nun fragt man nach diesen Guten Absichten? Es geht hier um "eine sorgfältige Hypothetisierung der Idee der ‚Guten Absicht dahinter‘ ", so erläutert Matthias Varga von Kibed. Eher so „Und einmal angenommen, so sehr all das war, so wie es war, - es hätte da ( - wir wissen es ja nicht - ) vielleicht etwas darin gegeben, das du nachträglich so sehen könntest, wie eine Art gute Absicht: worin könnte die denn bestehen?“ Fast zart und etwas tranceinduziert wird diese Möglichkeit an die Anliegenbringerin herangetragen.

 

Diese Gute Absicht und eventuell weitere erfragte gute Absichten erweitern den Blick auf das Offizielle Thema und helfen dieses in tieferen Schichten zu integrieren bzw. zu verwandeln. Hinter allem Erlebten ließe sich als Annahme eine Gute Absicht finden. Somit weitet sich das Thema. Es mag seinen Schrecken, seine Belastung, die involvierten Emotionen verlieren und sich zum Kern der Thematik hin verwandeln, transformieren. Coretransformation also. Wer dieses Format erlebt, wird überrascht sein, wie rasch die tieferen Schichten, da wo wir philosophierend, um Sinn ringend, aufs Leben blicken, erreicht werden!
 

Und am Ende der Reihe der Guten Absichten steht die Frage „Jetzt prüfe, ob dies schon der Name für die ‚Gute Absicht hinter allen Guten Absichten‘ ist oder ob es da noch eine gibt.“ Diese GAΩ kann als GA mit Rufnamen klar umrissen sein oder aber eher diffuser, bildhafter erlebt werden. Eher handelt es sich hier um Befindlichkeit, etwas Metaphorisches ohne sprachliche Entsprechung wird angedeutet. Dort angelangt, wird vermutlich große Erleichterung sichtbar werden, wie ein versöhnteres Gefühl, das sich breit macht. Dies kann in der Grammatik der systemischen Strukturaufstellungen mit dem 5. Element der Tetralemmaaufstellung ("Nichts von alledem und selbst das nicht") oder der Weisheit in der Glaubenspolaritätenaufstellung verglichen werden.

 

Sollte es den Anschein machen, dass im Thema eine verborgene Loyalität wirkt und eventuell hinderlich für Weiterentwicklung wäre, so kann man im Vorgespräch die sogenannte ‚Unähnlichkeitsfrage‘ stellen. 

Dies gilt ebenso, wenn kein AT Ausgeblendetes Thema – ‚Das, worum es hier eventuell noch geht‘ gestellt wird.

 

Diese Frage wird etwa so gestellt: „Angenommen, das, was hier in dieser Aufstellung geschieht, wird für dich nützlich und hilfreich sein. Wem wirst du dadurch dann unähnlicher?“ Die genannte Person X kann als Kontextfaktor (gewählt) am Rande der Aufstellung sitzend Teil der Aufstellung sein.

 

Wenn nach dem Vorgespräch nun die Anliegenbringerin die Repräsentanten wählt und stellt, wird die Gastgeberin/der Gastgeber der Aufstellung den Fokus und das OT, und eventuell das AT stellen lassen und die Guten Absichten 0 - Ω „bereichsbeschränkt frei“ stellen lassen, also im Blickfeld des Fokus hinter dem AT.

Im Zuge der Prozessarbeit nun werden diese Aspekte von Guten Absichten mit dem Offiziellen Thema und dem Fokus in Verbindung gebracht, dadurch kann Erleichterung und Relativierung, eine neue Sicht aufs Thema bzw. Integration angestoßen werden. – Eine sehr schöne Form der Systemischen Strukturaufstellung! 

 

Siehe auch SySt ® Institut München / www.syst.info/de
(Zusammenfassung Waltraud Heider)